Wo lassen Sie denken?

Drei der vier Top-Meldungen auf Zeit-Online im Bereich „Digital“ beschäftigen sich heute mit DeepSeek, der neuen KI aus China. Warum nicht einfach mal ausprobieren?

Laut Wikipedia steht hinter dem Unternehmen DeepSeek Liang Wenfeng und sein Hedgefonds High-Flyer. Also nicht die chinesische Regierung. Und hat nicht erst neulich ein Bekannter, der längere Zeit beruflich in China verbracht hatte, davon geschwärmt, wie toll und fortschrittlich das Land sei?

Einfach ausprobieren

Also los, geben wir China eine Chance. Die App ist schnell geladen und die Nutzungsbedingungen und Datenschutzhinweise sehen „ganz normal“ aus, soweit ich das beim Wegklicken erkennen konnte. 

Wie bei solchen Angeboten üblich, werden persönliche Daten verlangt. Soll ich wirklich meinen Namen und meine E-Mail-Adresse nach China senden und damit alles, was ich in den Chatbot reintippen werde, meiner Person zuordnen? Bei Apps aus den USA und anderen Ländern habe ich mich längst daran gewöhnt – aber China? Da vertraue ich doch lieber den Amerikanern und nutze die E-Mail-Verbergen-Funktion von Apple und einen falschen Namen.

Die DeepSeek-App funktioniert so, wie wir das seit ChatGPT gewohnt sind. Erste Frage:

Gibt es irgendwelche Menschrechtsverletzungen in China?

Die Antwort erscheint recht zurückhaltend. Die Antwort von ChatGPT auf die gleiche Frage ist da viel konkreter. Das Beispiel zeigt deutlich die unterschiedlichen Ansätze der eingesetzten Software:

DeepSeek versus ChatGPT zur Frage der Menschrechtsverletzungen in China

(Anmerkung: Ich hatte die Frage zunächst auf Englisch gestellt. Beim Versuch, sie anschließend noch einmal auf Deutsch zu stellen, kam keine Antwort – vermutlich wegen Überlastung.)

Segen und Fluch

Gerade sind wir dabei, uns an die Nutzung dieser praktischen Helfer zu gewöhnen, die sozusagen schon an jeder Ecke angeboten werden (z. B. im Browser, im E-Mail-Programm und jetzt auch in Word). Ich selbst nutze solche KI-Chatbots in unterschiedlichen Ausprägungen schon mehr als Google für meinen tägliche Arbeit.

Aber: Je mehr wir uns darauf einlassen, um so größer wird der Einfluss dieser Computerprogramme und der Menschen, die diese steuern, auf unser Denken.

Bei den sogenannten sozialen Medien hat es immerhin ein paar Jahre gedauert bis sich inzwischen sehr deutlich zeigt, welche Gefahren diese Technik für jeden einzelnen, aber auch für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie mit sich bringt. Bei der künstliche Intelligenz geht das noch viel schneller.

Selber denken macht schlau

Wie können wir diesen Gefahren entgegenwirken? Lassen wir uns nicht einlullen von den Worten, die die Bots nach statistischen Berechnungen geschliffen aneinander reihen! Wer die KI entwickelt und finanziert, nimmt Einfluss auf die Ergebnisse und auf das, was am Ende in unseren Köpfen landet.

A propos: ChatHub ist ein ganz netter Service, der die Vielfalt der möglichen Antworten auf dieselbe Frage zeigt – inklusive der Möglichkeit, sich alle Antworten am Ende zusammenfassen zu lassen.

Vielleicht würde eine Kennzeichnung helfen – wie bei Lebensmitteln: Dieser Text ist zu 100 % selbst erdacht und frei von künstlichen Gedanken.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert