Briefmarken statt Hilfsgüter?

Screenshot Spendenservice Aktionsbündnis Katastrophenhilfe https://www.aktionsbuendnis-katastrophenhilfe.de/spendenservice

Wer Menschen in Not unterstützen will und Geld beim Aktionsbündnis Katastrophenhilfe spendet, kommt am Ende auf den Hinweis:

„Bitte haben Sie auch dafür Verständnis, dass wir Spenden­bescheinigungen nicht per Email verschicken können. Die Finanzämter akzeptieren nur die Original-Spenden­bescheinigungen.“

Ist das wahr? Werden wirklich Tausende von Euro in Briefumschläge, Papier, Druckerpatronen und Briefmarken gesteckt – von der damit verbundenen Arbeit ganz zu schweigen? Ich wollte das nicht glauben und hatte mich per E-Mail an das Aktionsbündnis gewandt.

Es kam eine sehr nette E-Mail zurück, die aber in der Sache leider nur lapidar feststellte, man habe darauf keinen Einfluss.

Nun ist das Steuerrecht nicht gerade mein Spezialgebiet, also habe ich den Fall einfach mal in der Facebook-Gruppe „Das kollegiale Nebenzimmer“ geschildert. Die Antworten kamen binnen weniger Minuten (!) und schon war ich schlauer:

  • Es gibt ein Schreiben des Bundesministeriums der Finanzen aus 2017, das die Spendenbescheinigungen per E-Mail regelt (PDF).
  • Für Spenden bis 200 € (oder 300 €?) genügt offenbar sogar ein Kontoauszug zum Nachweis der Spende.

Also habe ich noch einmal beim Aktionsbündnis nachgehakt. Diesmal musste ich etwas länger warten, aber dafür war die Antwort sehr ausführlich und ich hatte im Nachgang noch ein aufschlussreiches Telefonat, in dem mir die Gründe für die jetzige Praxis, über die man selbst nicht glücklich sei, dargelegt wurden.

Bei allem Verständnis für die Komplexität scheinbar einfacher Sachverhalte im organisatorischen Kontext halte ich es im Ergebnis für absolut unbefriedigend, dass mehr als 5 Jahre (!) nach der Klärung durch das BMF immer noch massenhaft Spendenbescheinigungen aus Papier verschickt werden.

Es könnte so einfach sein

Jedenfalls wer über ein Online-Formular spendet, sollte meines Erachtens immer

  1. darauf hingewiesen werden, dass bei Spenden bis zu einem Betrag X auch der Kontoauszug als Nachweis genügt und
  2. automatisch (!) eine Spendenbescheinigung per E-Mail zugeschickt bekommen (sofern das gewünscht wird).

In der E-Mail (oder vielleicht sogar auf der Spendenbescheinigung selbst) könnte dann auf das o. g. Schreiben des BMF hingewiesen werden, um dem – offenbar immer noch gängigen – Problem zu begegnen, dass viele Finanzämter doch noch auf Papier bestehen.

Ich wüsste nicht, dass hier der Datenschutz dagegen spricht, wenn man die E-Mail-Adresse freiwillig hergibt und ein entsprechendes Häkchen macht.

Fazit

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich rufe weiterhin dazu auf, dass möglichst jeder seinen Beitrag leistet und Geld spendet und auch ich werde das wieder tun. Mir wäre aber wohler dabei, wenn ich künftig das gute Gefühl hätte, dass hier kein Geld für unnötigen bürokratischen Aufwand verschwendet wird.

Hinweis: Die ursprüngliche Version meines Beitrags habe ich überarbeitet und meinen eigenen Kommentar dazu gelöscht. Nach meinem Gespräch mit dem Mitarbeiter des Aktionsbündnis Katastrophenhilfe erschien mir mein ursprünglicher Text nicht mehr angemessen, denn mein Anliegen ist es ja, die beteiligten Organisationen und letztlich die Menschen in Not zu unterstützen. 

Noch ein Hinweis: Das habe ich in all den Jahren, die ich jetzt blogge, noch nie getan, dass ich einen Beitrag nachträglich grundlegend geändert habe. Das ist dann also die Ausnahme.

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