KI-Jura-Assistent „Co-Counsel“ im Kurztest
Gestern kündigte Casetext offiziell „Co-Counsel“ als „the first AI legal assistant“ an. Das Tool basiert – genau wie das neue Bing – auf dem „large language model“ von OpenAI, das laut Casetext für die juristische Praxis angepasst worden sei.
Der Anwalt und LegalTech-Blogger Robert Ambrogi (den ich bereits vor einigen Jahren bei der ABA TECHSHOW persönlich kennengelernen durfte), hat bereits einen ersten kurzen Praxistest veröffentlicht. Er stellt einige Funktionen vor:
- Dokumente untersuchen: Man lädt Dokumente hoch und kann dann Fragen zu den Dokumenten stellen. Co-Counsel analysiert die Dokumente und stellt die Ergebnisse tabellarisch dar. Zu Testzwecken lässt Ambrogi Gesetzentwürfe abklopfen, ob diese die Zeitungsbranche betreffen – mit etwas durchwachsenen Ergebnissen (wobei laut Ambrogi auch ein Mensch Schwierigkeiten gehabt hätte, das korrekt einzuschätzen).
- Recherche-Memo entwerfen: Ambrogi lässt Co-Counsel die Frage untersuchen, ob der Gouverneur von Massachusetts unter das Gesetz über öffentliche Aufzeichnungen fällt. Hier kommt die KI zu demselben Ergebnis wie Ambrogi – gegen herrschende Meinung und Rechtsprechung.
- Datenbank durchsuchen: Man kann nicht nur Dokumente, sondern auch ganze Datenbanken hochladen und durchsuchen lassen. Die von Ambrogi getestete Version von Co-Counsel enthielt bereits eine Test-Datenbank mit Dokumenten zur Untersuchung des Anschlags vom 6. Januar auf das Kapitol. Ambrogi fragte die KI, ob die Dokumente Beweise dafür enthielten, dass der ehemalige Präsident an der Planung des Anschlags beteiligt war. Die Antwort ist eindeutig: Es gibt reichlich Beweise dafür.
- Dokumente zusammenfassen: Ambrogi lud einen Bericht hoch und bekam nach kurzer Zeit eine „genaue und angemessene“ Darstellung des Inhalts.
- Verträge analysieren: Die Fähigkeiten der Software im Hinblick auf Verträge ließ sich Ambrogi vom Casetext CEO und vom Chief Innovation Officer vorführen. Beispielsweise kann Co-Counsel Fragen nach den Vertragsparteien oder sonstigen Daten beantworten und bei der Einhaltung von Vertragsrichtlinien unterstützen.
Der komplette Kurztest ist hier abrufbar. Ich habe mich auf der Warteliste für einen kostenlosen Testzugang eingegtragen.
Mein Fazit
Es wird sich zeigen, wie sich das Tool in der Praxis bewährt und was uns auf dem deutschen Markt erwartet. Es scheint, als kommen wir der Vision, die der Kollege Dr. Matthias Kraft bereits 2019 auf der IRIS in Salzburg vorgestellt hatte, wieder einen Schritt näher: Video bei YouTube
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