Anwalts-Fake-Bewertungen?
Anwaltsbewertungen werden von Google teilweise schon in der Trefferliste hervorgehoben (sog. „Rich Snippets„). Häufig stößt man so auf die Sterne-Bewertungen von Qype, die gerade von Yelp übernommen wurden. Aber auch die deutsche Plattform pointoo.de ist vertreten. Oder beide, wie das nebenstehende Beispiel zeigt: Treffer Nr. 3 und 5 stechen deutlich hervor.
Nur Lob auf pointoo.de
Die erste Bewertung erhielt die Kollegin auf pointoo.de Ende April 2012, fast monatlich kommt eine dazu. Alle 15 Bewerter geben die volle Punktezahl, untermauert durch nette Kommentare. Stutzig werden könnte man höchstens, weil jeder Bewerter nur exakt eine Bewertung für die Kollegin abgegeben hat und anderweitig auf der Plattform überhaupt nicht aktiv geworden ist. Oft ist es ja so, dass Nutzer Spaß am Bewerten finden und nicht nur ihren Anwalt, sondern auch den Friseuer oder den Blumenladen bewerten.
Noch mehr Lob auf Qype bzw. Yelp – teilweise gleichlautend
Auf Qype bzw. Yelp hat die Kollegin 19 Kommentare, auch hier alle mit voller Punktezahl. Los geht es dort schon im Sommer 2011. Der oben erwähnte erste pointoo-Beitrag erscheint auf Qype am selben Tag im gleichen Wortlaut. Einige Tage später gibt es die nächste Doppelung am selben Tag auf beiden Plattformen, ein paar Tage später eine weitere.
Ausgefiltert
Das Muster der Kommentierungen ist zumindest verdächtig. So sieht das auch Yelp. Mit ausgeklügelten Filter-Mechanismen versucht die Bewertungsplattform, nur „vertrauenswürdige“ Kommentare anzuzeigen. Alle Bewertungen der Kollegin werden weggefiltert und lassen sich nur anzeigen, wenn man auf „gefilterte Beiträge lesen“ klickt.
Sich selbst bewerten?
Dass sich ein Rechtsanwalt selbst positive Fake-Bewertungen gibt oder jemanden damit beauftragt, ist kaum vorstellbar. Das wäre nicht nur „ein abmahnfähiger Rechtsverstoß, der zudem bei Bekanntwerden sehr peinlich werden kann“ (Jens Ferner, ferner-alsdorf.de vom 01.03.11). Beim Anwalt läge zudem ein eklatanter Verstoß gegen Standesrecht vor.
Von daher wird es in den meisten Fällen weniger kriminelle Erklärungen für verdächtige Bewertungsmuster geben. Möglich wäre z. B. ein gezieltes Einwirken auf zufriedene Mandanten, die sich dann dem Anwalt zuliebe auf einer oder zwei Bewertungsplattformen anmelden und was Nettes schreiben.
Es geht nicht ohne
Dem Trend zur Bewertung kann man als Anwalt nicht entgehen. Man wird in die Bewertungsportale hineingezogen ob man will oder nicht. Von daher ist ein aktives Einwirken – vor allem auf zufriedene Mandanten – grundsätzlich zu empfehlen. Zu beachten sind hierbei neben wettbewerbs- und standesrechtlichen Regelungen auch die Richtlinien der Plattformbetreiber (z. B. Yelp: „Don’t Ask for Reviews„).
Zur Frage, wie man mit schlechten Bewertungen umgeht, siehe schon meinen Beitrag „Miesen Anwaltsbewertungen bei Qype bzw. Yelp begegnen„.
Mir sind die angesprochenen Bewertungen auch schon aufgefallen. Ich erlaube mir mal die vorsichtige Einschätzung, dass 99 % aller positiven Anwaltsbewertungen bei Google, Yelp, Quype und Co. frei erfunden sind – und zwar von den Rechtsanwälten selbst.
Ich gehe sogar noch weiter. Die Kollegen, die in Bewertungsportalen positive Bewertungen fingieren, treiben sich auch in diversen Internetforen herum.
Die Methode: man hält im Internet danach Ausschau, ob irgendwo ein Rechtsanwalt gesucht wird. Oder man meldet sich gleich mit einem Fake-Account in dem Forum an und stellt selbst eine Frage á la „Kennt jemand einen guten Rechtsanwalt?“. Sodann loggt man sich mit einem zweiten Fake-Account ein und schreibt „Also ich kann Herrn Rechtsanwalt XY nur wärmstens empfehlen! Er bietet vorzügliche Rechtsberatung und hat mich immer bestens beraten“.
Nehmen wir zum Beispiel einmal dieses Forum: Guter Strafverteidiger in HH?
Da stellt User(in) maan2410 am 21.01.2009 folgende Frage:
Am 05.02.2009 meldet sich User timtim100
Augenfällig: der Account des Users timtim100 wurde exakt am gleichen Tag eingerichtet und hat außer diesem Forenbeitrag keinen einzigen anderen Beitrag mehr geschrieben.
Am 14.04.2009 springt ein weiterer User auf den Zug auf. Es meldet sich User(in) maus20091 und antwortet:
Auch hier wieder auffällig: User(in) maus20091 hat den Account erst an dem Tag registriert, an dem auch der Beitrag verfasst wurde. Dieser Beitrag mit der Anwaltsempfehlung war darüber hinaus auch der einzige Forenbeitrag dieses Nutzers.
Weiter geht es dann am 19.06.2009 als sich User(in) lassmirandadennsiewillja zu Wort meldet:
Dreimal dürfen Sie raten, wann der Account von User(in) lassmirandadennsiewillja registriert wurde und wie viele Forenbeiträge dieser Nutzer noch verfasst hat. Auch auffällig: am selben Tag wurde dieser Anwalt in einem anderen Forum von einem User names SkelettonBoy mit den Worten empfohlen:
Auch User SkelettonBoy hat sich erst am 19.06.2009 angemeldet und lediglich einen einzigen Beitrag verfasst.
Daneben tummeln sich weitere Accounts mit Namen wie peter1971hh, patbateman, Elijerubim oder SuseB, die alle den selben Anwalt empfehlen, erst am Tag des Postings registriert wurden und ansonsten keinen einzigen weiteren Beitrag verfasst haben (außer der Nutzer Elijerubim. Der hat einen zweiten Beitrag verfasst, in dem er auf eine Anwalts-Ranking-Liste verweist. Dreimal dürfen Sie hier raten, welcher Anwalt auf besagter Ranking-Linste auf Platz 1 logiert ;-)
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Das ist tatsächlich so wie es hier beschrieben steht!
Habe selber schon Bewertungen für ein Mandat abgegeben die nicht sehr schmeichelhaft waren, die Bewertungen waren kurze zeit später entfernt worden!
Habe versucht die Personen mit übermäßig positiven Bewertungen zu kontaktieren, vergebens! Die Namen waren teilweise ausgedacht!