Apps für Juristen

Ein Blick ins Gesetz schützt vor Geschwätz, besagt eine alte Juristenweisheit. Und die Recherche nach aktuelle Normen war noch nie so einfach wie heute. Was tut der moderne Jurist, wenn es im Gespräch auf dem Gerichtsflur auf eine bestimmte Norm ankommt? Er zieht triumphierend sein Smartphone aus der Tasche und recherchiert z. B. in der vom BMJ zur Verfügung gestellten Sammlung gesetze-im-internet.de. Haben Sie das schon einmal probiert? Das ist gar nicht so einfach, denn die Seiten sind nicht für die Mini-Displays optimiert und die Navigation ist ohnehin hakelig.

Gesetze-im-Internet-AppFür das iPhone gibt es ein kostenloses Programm, das eine komfortable Oberfläche für gesetze-im-internet.de zur Verfügung stellt. So hat man nahezu das gesamte aktuelle Bundesrecht“ (O-Ton BMJ) ständig griffbereit. Häufig benötigte Gesetze lassen sich auf dem Gerät ablegen, was den Zugriff noch beschleunigt und das Programm für iPod touch-Besitzer ohne Internetzugang besonders interessant macht.

Jeder fünfte Handynutzer besitzt nach einer Erhebung des Branchenverbandes BITKOM bereits ein sog. Smartphone, d. h. einen Computer für die Hosentasche mit permanenter Internetverbindung. Besonderen Schwung in diese Geräteklasse hat 2007 das iPhone von Apple gebracht. Das setzte nicht nur Maßstäbe im Bedienkomfort, sondern brachte auch eine Entwicklungs- und Vertriebsplattform für die Mini-Programme, die sog. „Apps“ mit. Im iTunes App Store steht nach Angaben von Apple eine Auswahl von mehr als 250.000 verschiedenen Programmen zum Download bereit.

Andere Hersteller eifern dem Erfolgsrezept von Apple nach. Für das Betriebssystem Android soll es nach Angaben von Google auch bereits 100.000 verschiedene Apps geben. Die Zahl der Apps für das BlackBerry soll 10.000 erreicht haben. Ein paar weniger dürften es für Symbian und den Palm Pre sein. Microsoft ist Mitte Oktober mit 500 Apps für Windows Phone 7 gestartet.

Voraussichtlich 755 Millionen Apps laden die deutschen Handy-Nutzer 2010 auf ihre Mobiltelefone.

Die Gesetze-im-Internet-App ist nur ein Beispiel, wie praktisch ein Smartphone gerade für Juristen sein kann. Es gibt inzwischen – vor allem im iTunes Store – zahlreiche Apps, die speziell auf den juristischen Bedarf zugeschnitten oder sonst besonders nützlich für Juristen sind. Das Problem ist nur, diese zu finden. 

Jura-Apps bei iTunes

Logo Apps für Juristen im iTunes App StoreDie Download-Plattformen sorgen mit Ranking und Bewertungsfunktionen dafür, dass man primär auf beliebte Programme stößt. Und bei Apple hat man die spezielle Zielgruppe der Juristen bereits im Blick. So wurde im September auf der Startseite von iTunes eine Empfehlungsseite „Apps für Juristen“ eingeblendet mit einer etwas willkürlich erscheinenden Auswahl von 13 Programmen.

Apps für Juristen im iTunes App Store

Kategorien von Jura-Apps

Kategorien von Jura-Apps
  • Speziell für Juristen:
  • Sonst für Juristen besonders nützlich:
    • Diktieren
    • Zeiterfassung
    • Sonstige Tools 
  • Anwaltssuche/RA-Apps

Schon an diesem kleinen Ausschnitt aus dem iTunes App Store wird deutlich, dass sich unter dem Titel „Apps für Juristen“ Programme aus ganz unterschiedlichen Bereichen fassen lassen. Bei Apple sind die Programm eingeordnet in die Rubriken „Referenz“, „Bildung“, „Wirtschaft, „Finanzen“, „Dienstprogramme“, „Bücher“ und „Unterhaltung“.

Unabhängig vom speziellen App Store lassen sich die Apps mit juristischem Bezug einteilen in solche, die speziell für Juristen bzw. juristische interessierte Laien entwickelt wurden und solche, die sich nicht speziell an Juristen richten, aber für diese besonders interessant sind.

Eine besondere Kategorie von Apps dienen dem Kanzleimarketing. Nachdem die Kanzlei-Homepage inzwischen praktisch Standard ist, weiten jetzt einige Kollegen Ihre Marketing-Aktivitäten auf das Smartphone der (zukünftigen) Mandantschaft aus. Jedoch wird sich die nur dann die Mühe machen, die App zu laden, wenn irgendein Nutzwert oder zumindest der Spaßfaktor erkennbar ist. Die App der Verkehrsrechts-Kanzlei Linten & Partner aus Essen etwa enthält neben der Möglichkeit zur Online-Bußgeld- und Unfall-Meldung einen Blutalkoholrechner.

Wer suchet der findet

Mit dem richtigen Stichwort findet man – jedenfalls im iTunes App Store – über die Suchfunktion schnell die einschlägigen Apps. Wem beispielsweise die Gesetze-im-Internet-App für das BGB nicht genügt, der findet mit dem Suchbegriff „BGB“ sechs weitere Apps zwischen 0 € und 9,99 €, darunter der Staudinger BGB – Eckpfeiler des Zivilrechts. Eine Suche nach „Gesetze“ liefert knapp 100 Treffer unterschiedlichster Qualität.

Die gleiche Suche unter Android ergibt zur Zeit noch keine einschlägigen Treffer. Es bleibt abzuwarten, ob die Anbieter der iPhone-Apps ihre Programme zukünftig auch für die Android-Plattform anbieten oder andere Anbieter diese Lücke füllen. Möglicherweise geht der Trend auch weg von den aufwändig für jede Plattform zu programmierenden Apps hin zu für alle mobilen Endgeräte optimierten Websites.

Empfehlungen

Im Netzt findet man einige Blogger, die von ihren Erfahrungen mit den Jura-Apps berichten. Auch hier steht das iPhone im Vordergrund. Einen guten (aber nicht mehr ganz aktuellen) Überblick über empfehlenswerte Apps aller Kategorien bietet das Weblog Handakte. Rechtsanwalt Andreas Wunsch stellt in seinem BlogProgramme, die auf dem iPhone eines Juristen nicht fehlen sollten“ vor und aktualisiert diese Übersicht hin und wieder. Den derzeit wohl besten Überblick gibt es im JuraWiki auf der Seite http://www.jurawiki.de/AppsFürJuristen . Die Sammlung ist über den Editieren-Link ausbaufähig.

Entwicklung eigener Apps

Ebenfalls im JuraWiki gibt es es einige Informationen für Interessierte, die selbst in die Apps-Entwicklung einsteigen möchten. Aus dem JuraWiki heraus entstanden ist die App „Verbreitete Rechtsirrtümer“, die in den ersten 2 Monaten bereits mehr als 27.000 Mal heruntergeladen wurde.

Wem die für die Apps-Entwicklung zu überwindende Lernkurve zu steil ist, wird sich einen Dienstleister suchen müssen. Bei der Auswahl kann es helfen, sich mit den meist im Impressum genannten Entwicklern von bestehenden Apps in Verbindung zu setzen. Auf juristische Apps spezialisiert haben sich erst wenige Anbieter wie die e.Consult AG, siehe http://apps-fuer-juristen.de .

 

Dieser Aufsatz wurde in gekürzter Fassung zuerst in AdVoice 04/10, S. 38 veröffentlicht. Der Autor arbeitet bei der e.Consult AG.

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